Der Aszendent und das 1. Haus

Der Aszendent, das erste Haus, gibt Aufschluss über unser Verhalten im Kontakt mit der Außenwelt. Es beschreibt, wie wir auf andere wirken – und wie wir gesehen werden möchten. Ein Blick in diesen Spiegel kann uns einiges über uns selbst lehren: Entspricht mein Selbstbild dem, was ich zeige? Bin ich wirklich ich selbst – oder trage ich eine Maske, hinter der ich mich schütze?

Im ersten Haus liegt das, was wir mitbringen: unsere körperlich-seelische Grundveranlagung, unsere angeborene Art, uns zu zeigen, unsere Bedürfnisse zu vertreten und im besten Fall auch die Bedürfnisse anderer mit einzubeziehen. Hier erkennen wir, wie wir für uns einstehen, wie wir uns behaupten – und was uns dabei leitet.

Jeder Mensch muss an sich selbst interessiert sein, muss für sich sorgen und für sich eintreten. Das erste Haus zeigt, wie wir genau das tun. Es hat mit unserem Überleben zu tun, aber auch mit dem Lebensgefühl, das daraus erwächst. Wer sich hier erkennt, lernt sein Ego besser verstehen. Egoismus ist in gewissem Maß notwendig, um in dieser Welt zu bestehen – doch er wird dann zum Problem, wenn er auf Kosten anderer geht. Eine einfache Regel, die die Astrologie hier lehrt: Gesunder Egoismus ist möglich – solange er niemanden entwertet.

Die Reaktionen aus dem ersten Haus geschehen meist spontan – noch bevor der Verstand sich einschalten kann. Es sind die unmittelbaren Impulse, unsere Reiz-Reaktionsmuster, die uns helfen, uns selbst überhaupt wahrzunehmen. Der Aszendent zeigt damit ein lebendiges Bild unseres Selbstausdrucks – manchmal roh, manchmal ehrlich, immer aufschlussreich.

Wer sich selbst nicht wahrnehmen will, bleibt innerlich unsichtbar – für sich und oft auch für andere. Am Aszendenten beginnt die Erfahrung des Ich-bin. Und wenn uns diese Wirklichkeit gefällt – nicht aus Narzissmus, sondern aus einem echten Ankommen bei sich –, dann sind wir auf einem guten Weg: offen für Entwicklung, aber auch fähig, zu sich zu stehen.

Es lohnt sich, die Qualitäten des eigenen Aszendenten zu entfalten – auch wenn dabei Eigenheiten zutage treten, die nicht allen gefallen. Das Recht, so zu sein, wie man ist, gehört zu den kostbarsten Gütern. Erst wenn unser Selbstinteresse andere verletzt, entsteht die Frage nach dem Maß. Dann lohnt sich ein ehrlicher Blick.

Das erste Haus kann uns ernüchtern – und zugleich befreien. Mancher Kampf um Anerkennung war vielleicht unnötig. Manches Streben entsprang eher dem Wunsch, ein anderes Selbstbild zu leben. Doch wer sich hier ehrlich anschaut, erkennt: Ich bin der Ursprung meines Lebens. Und wenn ich das annehmen kann, liegt darin eine stille Kraft.

Zum Schluss noch etwas Wichtiges: Alle astrologischen Aussagen sollten frei von Bewertung bleiben. Denn nur wenn wir die Sprache der Astrologie wertfrei deuten, kann sie zu dem werden, was sie wirklich ist – ein Spiegel, der uns nicht beurteilt, sondern uns hilft, uns selbst besser zu verstehen.


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